Gewalt in der Pflege / Netzwerk „Gewaltfreie Pflege Berlin“
Pflege ist eine große Herausforderung
und oft mit gegebenenfalls überfordernden Belastungen verbunden. Dies ist insbesondere der Fall, wenn wie zurzeit Entlastungsangebote nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Pflegende und Menschen, die gepflegt werden, stoßen deshalb nicht selten an ihre Grenzen. Während Gewalt gegen Frauen oder Gewalt gegen Kinder mittlerweile in der Gesellschaft erhöhte Aufmerksamkeit erfährt, findet die Gewalt in der Pflege bundesweit noch nicht die Beachtung, die ihr gebührt. Pflegebedürftige Menschen und Pflegende sind besonders gefährdet, Opfer von Gewalt zu werden. Sie sind den unterschiedlichen Formen von Gewalt oft hilflos ausgesetzt. Sie benötigen deshalb im besonderen Maße den Schutz der Polizei und anderer Akteur*innen aus Gesellschaft, Pflege und Politik.
(Gewalt in der Pflege betrifft nicht nur die Gewalt von Pflegekräften und pflegenden Angehörigen gegen Pflegebedürftige, sondern auch die Gewalt von pflegebedürftigen Menschen gegenüber pflegenden Angehörigen und Pflegekräften und darüber hinaus Gewalt zwischen Bewohnern in Formen gemeinschaftlichen Wohnens wie stationären Einrichtungen und Wohngemeinschaften für pflegebedürftige Menschen.)
www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/paris/artikel.1137636.php
Um wirksame Strategien gegen Gewalt entwickeln und pflegebedürftige Menschen und Pflegende besser vor Gewalt schützen zu können, arbeiteten das Landeskriminalamt Berlin und die Deutsche Hochschule der Polizei in Münster mit relevanten Akteur*innen aus dem Handlungsfeld Gesundheit und Pflege im Forschungs- und Verbundprojekt „PaRis“ (Pflege als Risiko) zusammen.
Aus PaRis entstand 2022 das berlinweite Netzwerk „Gewaltfreie Pflege Berlin“. Das Netzwerk setzt sich gemeinsam für eine würdevolle, sichere und gewaltfreie Pflege ein.
www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/paris/artikel.1137636.php
Der Landesverein wir pflegen Berlin e.V. hat in dem Verbundprojekt aktiv mitgearbeitet und ist Mitglied des Netzwerkes.
Bei wir pflegen Berlin können – gerne auch anonym – grenzwertige oder gewaltvolle Pflegesituationen aus der häuslichen oder stationären Pflege besprochen werden. Innerhalb des berlinweiten Netzwerkes können wir - auf Wunsch - an die entsprechenden Unterstützungsangebote vermitteln.
Wichtig ist, bei Überforderung, Konflikten und Gewalt rechtzeitig Unterstützung zu suchen. Pflegebedürftige und Pflegende können sie in Berlin insbesondere bei den nachfolgenden Hilfsangeboten und Ansprechpartnern finden:
1. Koordinierungsstelle für Beschwerden im Pflegebereich
Eine koordinierende Funktion bei Beschwerden im Pflegebereich übernimmt die Ombudsstelle der Berliner Patientenbeauftragten. Die Patientenbeauftragte ist Ansprechpartnerin für die Anliegen, Belange und Beschwerden von Patientinnen und Patienten sowie von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen.
https://www.berlin.de/sen/pflege/pflege-und-rehabilitation/beschwerden/patientenbeauftragte/
Oranienstraße 106
10969 Berlin
Hotline für Bürgeranfragen (Mo. – Fr.: 10:00 – 14:00 Uhr): (030) 9028-2010
Fax: (030) 9028-3113
2. Pflege in Not
Pflege in Not ist eine auf Konflikte, Überforderung und Gewalt im Rahmen der Pflege spezialisierte Beratungs- und Beschwerdestelle. Das Projekt arbeitet berlinweit, unabhängig und kostenlos.
Bergmannstraße 44
10961 Berlin
Tel.: 030 - 69 59 89 89
Berliner Jugendliche und junge Erwachsene, die sich um ein krankes Familienmitglied kümmern, können sich auch an das Projekt „echt unersetzlich“ wenden www.echt-unersetzlich.de
3. Pflegekassen
Bei Verstößen gegen Leistungspflichten aus dem Pflegevertrag (wie unzureichend erbrachte Leistungen im Sinne von Pflegemängeln, Pflegefehlern, Gewalt oder Übergriffen) sollte die zuständige Pflegekasse informiert und einbezogen werden: Wenn der Pflegebedürftige Empfänger von Hilfe zur Pflege ist, auch das zuständige Sozialamt des Bezirks.
Die Pflegekasse wird gegebenenfalls den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung oder einen Gutachter beauftragen, bei häuslicher Pflege eine anlassbezogene Qualitätsprüfung des Pflegedienstes vorzunehmen.
Vorfälle / Beschwerden können auch direkt gemeldet werden bei der:
Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Berlin
Wilhelmstraße 1
10957 Berlin.
4. Kommissariat für Delikte an Schutzbefohlenen
Betroffene können sich auch an das Kommissariat für Delikte an Schutzbefohlenen beim Landeskriminalamt wenden (LKA 123). Zu den Schutzbefohlenen gehören insbesondere auch alte, pflegebedürftige Personen. Bevor man eine Anzeige erstattet, besteht dort immer auch die Möglichkeit, sich telefonisch Rat zu holen.
https://www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/gewalt/artikel.125035.php
Keithstraße 30
10787 Berlin
Tel.: (030) 4664-912555
5. Heimaufsicht
Die Heimaufsicht ist eine wichtige Anlaufstelle. Die Neufassung des Wohnteilhabegesetzes (WTG) 2021 legte einen Schwerpunkt auf die Verbesserung des Schutzes vor Missbrauch, Ausbeutung, Gewalt und Diskriminierung in den WTG-Wohnformen. Die Heimaufsicht wurde damit in ihrer Rolle als Anlaufstelle für Beschwerden von Betroffenen auch im Bereich des Schutzes vor Gewalt gestärkt.
www.berlin.de/lageso/soziales/heimaufsicht/
Für die Meldung von Beschwerden über Berliner Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und Wohngemeinschaften für pflegebedürftige und behinderte Menschen steht ein Formularblatt zur Verfügung:
www.berlin.de/lageso/soziales/heimaufsicht/beschwerde-an-die-heimaufsicht/formular.230970.php
Heimaufsicht Berlin - Landesamt für Gesundheit und Soziales
Turmstraße 21, 10559 Berlin
Tel.: 030 / 90229-3333
Eingestellt vom Vorstand