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wir pflegen fordert strukturelle Weiterentwicklungen der häuslichen Pflege

06. August 2022

Deutschland droht angesichts der steigenden Zahl Pflegebedürftiger und der bereits heute großen Zahl an fehlenden Pflege(fach)kräften in einen dramatischen Pflegenotstand zu geraten. Um einen Kollaps des Pflegesystems zu vermeiden, müssen die pflegenden Angehörigen, die derzeit das Rückgrat der pflegerischen Versorgung bilden, weiterhin wie bisher Pflegeverantwortung übernehmen. Tragfähige Konzepte, die sicherstellen, dass professionelle Pflege(fach)kräfte überproportional für das Berufsfeld Pflege (wieder)gewonnen und im Berufsfeld gehalten werden können, liegen bisher nicht vor.

Für viele pflegende Angehörige ist allerdings schon jetzt die Belastungsgrenze erreicht oder überschritten ist. Gleichzeitig werden viele Entlastungsleistungen nicht in Anspruch genommen.

wir pflegen fordert angesichts dessen:

1. den Fokus auf die häusliche Pflege zu richten

2. pflegende Angehörige hierbei prioritär im Blick zu haben

3. als zentrales Ziel zu verfolgen, dass sich möglichst viele Menschen weiterhin entscheiden können, Pflegeverantwortung zu tragen bzw. zu übernehmen 

4. das Unterstützungssystem so zu gestalten und weiterzuentwickeln, dass es ihnen die dafür notwendigen Anreize und Hilfen bietet

5. Stand und Handlungsbedarf im Rahmen eines Masterplan Pflege darzustellen und

6. den Entwicklungsverlauf kontinuierlich zu begleiten (Monitoring), Umsetzungsschritte zu evaluieren und bedarfsorientiert weitere Schritte zu konzipieren und notwendige Vorbereitungen vorzunehmen.

Der Bundesverband wir pflegen e.V. hat hierzu wiederholt detailliert Hinweise und Handlungsempfehlungen veröffentlicht, zuletzt.

wir pflegen e. V. ist als Bundesverband sowie derzeit auch über vier Landesvereine in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Thüringen und Schleswig-Holstein aktiv. Der Landesverein Niedersachsen befindet sich im Aufbau. Ziel ist die Gründung von Landesvereinen in allen Bundesländern.

Der Bundesverband ist geschätzter Partner in vielen Bereichen der Pflege. Er ist Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) und arbeitet intensiv in allen Fachausschüssen mit. Er wirkt mit im Beirat zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie im Beirat des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) und ist Mitglied im Bündnis für gute Pflege. Er wird zunehmend als Sachverständiger zu Anhörungen zu Gesetzesvorhaben eingeladen. Aktuell baut der Bundesverband zudem verstärkt den Bereich digitale Selbsthilfe aus.

Ergänzende Hintergrundinformationen zur häuslichen Pflege:

Im Jahr 2030 werden den Berechnungen des Barmer Pflegereports 2021 zufolge rund sechs Millionen Menschen pflegebedürftig sein. Dies liegt deutlich über bisherigen Schätzungen, die von fünf Millionen Pflegebedürftigen ausgingen und entspricht einer Steigerung von mehr als 30 Prozent. Gleichzeitig sollen bis zum Jahr 2030 bei konservativen Annahmen mehr als 180.000 Pflegekräfte fehlen.

https://www.barmer.de/presse/infothek/studien-und-reporte/pflegereport/pflegereport-2021-361296

Den Berechnungen der Barmer für Berlin zufolge wird die Zahl der Pflegebedürftigen von heute 164.000 auf rund 240.000 im Jahr 2030 wachsen. Das sind 43.000 mehr als bisher angenommen. Über die Hälfte (rund 58 Prozent) der Berliner Pflegebedürftigen des Jahres 2030, das sind rund 120.000, werde ausschließlich von ihren Angehörigen gepflegt werden. Wichtig sei, im Auge zu behalten, dass es sich bei den pflegenden Angehörigen meist um Frauen im Seniorenalter handelt, die ihre Eltern oder ihre Ehepartner pflegen.

https://www.barmer.de/resource/blob/1124124/4f68c2c36f74a54c9ca96d1ea397334a/dl-pdf-pflegereport-berlin-2021-data.pdf

Laut einer aktuellen Studie der Hochschule Osnabrück verfallen in Deutschland jährlich Leistungsansprüche von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen im Wert von mindestens zwölf Milliarden Euro (https://www.tagesschau.de/inland/vdk-pflegeansprueche-101.html). Die Studie, die der Sozialverband VdK dankenswerter Weise in Auftrag gegeben hat, ist mit 56.000 Befragten die bisher größte Studie zur häuslichen Pflege in Deutschland (Andreas Büscher et al. (2022): Zu Hause pflegen – zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Die VdK-Pflegestudie. Dritter Zwischenbericht, Osnabrück: Hochschule Osnabrück, Mai 2022). Die Befunde sind nicht neu. Zuvor hatte auch schon u.a. die Barmer bei der Vorstellung des Pflegereports 2019 über die hohen Belastungen pflegender Angehöriger berichtet und darauf hingewiesen, dass sich mehr als jeder zehnte mit der Pflege meistens oder die ganze Zeit alleingelassen fühle, viele trotz Beschwerden nicht zum Arzt gingen und Leistungen der Pflegeversicherung trotz Bedarf in hohem Umfang nicht in Anspruch genommen werden. https://www.barmer.de/presse/bundeslaender-aktuell/berlin-brandenburg/archiv-pressemitteilungen/barmer-pflegereport-2018-1066490

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